Beispiele in St. Ingbert zeigen die Vielfalt des Freiwilligen Sozialen Jahres. Aufgaben warten im Rettungsdienst oder bei den „Saints“.
						
					Abiturienten und Absolventen der zehnten Klassen freuten sich über  ihren Abschluss und vor allem die Sommerferien. Einige von ihnen gehen  auf Reisen, machen ein „Work and travel“-Jahr im Ausland und wollen so  vor der Ausbildung oder dem Studium noch etwas von der Welt sehen,  Erfahrungen sammeln und etwas Geld verdienen. Die meisten wissen, was  sie danach studieren oder was für eine Ausbildung sie machen wollen,  aber nicht alle. Eine schlechte Option ist es, einfach zu Hause die Zeit  auszusitzen, bis sich etwas Passendes findet.
Wer sich noch nicht sicher ist, wohin nach dieser schulischen Auszeit  „die Reise geht“ und sich auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt erst  einmal orientieren will, dem sei ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ)  oder ein Jahr im Bundesfreiwilligendienst (BFD) empfohlen. Es gibt  vielfältige Möglichkeiten, sich im Rahmen der beiden Angebote zu  engagieren, unter anderem in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen  sowie in kulturellen Einrichtungen oder einem Verein, so wie Anna  Specie, die vor zwei Jahren ihr FSJ beim TV St. Ingbert in der  Basketballabteilung bei den „Saints“, gemacht hat. Sie ist seit einigen  Jahren selbst Vereinsmitglied, hat dort den Trainerscheín erworben. „Ich  wusste nicht, was ich nach dem Abi machen sollte“, sagt die 21-Jährige,  die damals ein Studium auf Lehramt oder Kinder-Psychologie ins Auge  gefasst hatte, „ich wollte die Pause bis zum Studium überbrücken.“ 
Rückblickend erzählt sie von einem spannenden aber auch entspannenden  Jahr, in dem sie viel mit Kindern zu tun hatte. Denn sie ging in  Grundschulen und bot im Sportunterricht eine Einheit Basketball an. Gut  für die Schüler, die so einen Einblick in diese Ballsportart bekamen,  und gut für den Verein, für den es die perfekte Werbung war. Es gab für  die junge Frau immer etwas zu tun. „Vom Zeitaufwand her darf man es aber  nicht unterschätzen“, denn sie sei hauptsächlich an Wochenenden und am  Nachmittag, während der Trainings oder Wettkämpfe, im Einsatz gewesen.  Im Home-Office habe sie dagegen Projekte angekurbelt, die Teambetreuung  organisiert und außerdem sei sie die saarländische Jugendvertreterin im  Verband gewesen. Viele Aufgaben habe sie sich selbst gesucht. 
Da war Eigeninitiative gefragt, denn sie war die erste FSJ-lerin bei  den „Saints“. Es gebe viele Dinge zu klären, an die man vorher gar nicht  denke, so die Urlaubstage oder der Umgang mit Überstunden. Der  Freiwilligenjob sei „dankbar, aber anstrengend“ gewesen. Aus dem Jahr  nehme sie aber auch die Erkenntnis mit, „dass ich kein Lehramt machen  will“. Sie könne ein FSJ sehr empfehlen, vor allem, wenn ein Verein  schon Erfahrung mit dem Freiwilligendienst habe.  
Saints-Abteilungsleiter Stefan Bier lobt das Engagement der drei  bisherigen FSJ-ler: „Mit denen haben wir viel gewonnen. Sie haben uns  weiter gebracht.“ Auch das Deutsche Rote Kreuz, der größte FSJ-Träger im  Saarland, kann und möchte auf seine FSJ-ler nicht mehr verzichten.  Dabei profitieren laut Martin Erbelding, Sprecher des  DRK-Landesverbandes, beide Seiten: „Für die Gesellschaft bedeutet der  Einsatz der FSJ-ler, dass sie junge Menschen bekommt, die die andere,  schwierige Seite im Leben kennengelernt haben. Das macht aus Ihnen  selbstbewusste Menschen, die unterscheiden können, dass das, was in  Hochglanzmagazinen beschrieben wird, nicht immer die Realität ist.“ Er  habe beobachtet, dass die Jugendlichen, die nach der Schule zum  Freiwilligendienst kommen, nach dem Jahr erwachsener und mit ihren  Aufgaben gewachsen sind. Das DRK profitiere von ihnen neben ihrer Arbeit  aber auch auf andere Art. „Sie sind eine Bereicherung in unserem  täglichen Tun, weil sie aus ihrem Blickwinkel Dinge anders bewerten und  beurteilen. Ihre Vorschläge nehmen wir gerne an.“ Auch dass Junge und  Ältere gemeinsam arbeiten, stellt Erbelding als Vorteil heraus. Derzeit  absolvieren beim DRK-Landesverband rund 300 junge Männer und Frauen ein  FSJ, einige von ihnen auch in der Rettungswache St. Ingbert, wo sie zum  Rettungssanitäter ausgebildet wurden. Victor Schwartz (20) möchte  Medizin studieren und in seinem freiwilligen Jahr die medizinische  Richtung ausprobieren. Nach fast einem Jahr blickt er zurück: „Das war  sehr sinnvoll. Ich habe vor allem gelernt, unter Stresssituationen zu  arbeiten. Es gab viel Action, positiv wie negativ. Ich habe vor allem  viel erlebt, was ich woanders nicht gesehen hätte. Und die  unterschiedlichsten Menschen kennengelernt.“ 
Für Chiara Mokhfi (20) war es eine gute Ergänzung zu ihrem Ehrenamt  in der Feuerwehr. Sie geht nach ihrer FSJ-Zeit viel offener auf Menschen  zu. Das trifft auch auf Laura Jung (20) zu, die im Anschluss Soziale  Arbeit studieren will und beim Rettungsdienst „Feuer gefangen hat“, so  dass sie wahrscheinlich ehrenamtlich weiter für ihn im Einsatz sein  wird: „Ich habe einen Einblick in die Arbeitswelt bekommen und es war  auch gut, dass nicht immer alles rund lief. Ich habe es nicht bereut und  vermisse einige Kollegen jetzt schon.“ Sie verschweigt aber auch nicht,  dass sie teilweise beim „Retten“ körperlich an ihre Grenzen kam. Doch  trotz aller Anstrengungen war das FSJ für alle Befragten alles andere  als eine verlorene Zeit auf dem Lebensweg.